Biografie
Ich heiße Fabrizio Nicolosi, bildender Künstler und Maler aus Sizilien, bekannt unter dem Namen Poliops, geboren am 27. Oktober 1992.
Meine Geschichte beginnt in Adrano, einer kleinen Stadt in der Provinz Catania.
Schon in jungen Jahren lernte ich das Handwerk des Bäckers im Familienbetrieb. Dieses handwerkliche Wissen, geprägt von präzisen und wiederholten Gesten, hat mich tief beeinflusst.
Mit 23 Jahren nahm mein Leben jedoch eine unerwartete Wendung. Von einem Tag auf den anderen wurde mein Sehvermögen verschwommen – ich sah alles doppelt, ununterbrochen. Diese Störung nennt man Diplopie. Als ich die Diagnose erfuhr, überkam mich tiefe Angst – Worte wie „Hirntumor“ oder „Multiple Sklerose“ lösten Panik aus. Diese Furcht vor dem Unbekannten stürzte mich in eine Einsamkeit und Verwirrung, die schwer zu beschreiben ist.
Um mich nicht von dieser Angst überwältigen zu lassen, beschloss ich, mein inneres Chaos in Kreativität zu verwandeln. Ich griff eine alte Leidenschaft wieder auf – das Stencil. Schon bald erregten meine ersten Werke Aufmerksamkeit, und ich entdeckte fast zufällig die Kraft der Street Art. Fasziniert tauchte ich als Autodidakt in diese Welt ein, studierte, beobachtete und experimentierte stundenlang.
Eines Tages bot mir ein Verein meiner Stadt eine große Herausforderung an: eine monumentale Wandmalerei gegen die Mafia. Ich hatte noch nie eine Wand bemalt, aber ich nahm an. Ich stellte die Richter Giovanni Falcone und Paolo Borsellino dar, Symbole des Kampfes gegen die organisierte Kriminalität. Dieses Werk war ein Wendepunkt – zum ersten Mal sah ich, wie meine Kunst eine kollektive Emotion auslöste. Die lokale Presse berichtete, und mein Telefon stand nicht mehr still.
Nach und nach bekam meine Kunst eine sozial engagierte Dimension. Ich begann, in einfachen Vierteln zu malen, mit Vereinen zusammenzuarbeiten und Kunstprojekte mit Flüchtlingskindern zu leiten. Doch ich spürte, dass mir noch etwas fehlte.
Schließlich entschied ich, meine Sehstörung in meine Werke zu integrieren. Ich wollte, dass meine Kunst dieses eigenartige Gefühl des Doppeltsehens vermittelt, das mich täglich begleitet. So entstand meine neue künstlerische Identität – Poliops, eine direkte Hommage an diese visuelle Wahrnehmung, die meine Sicht auf die Welt prägt.
Seit 2019 lebe ich in Lausanne (Schweiz). Ich teile meine Zeit zwischen temporären Arbeiten und meinem Atelier, wo ich meine künstlerische Forschung fortsetze.
Meine Arbeit basiert auf zwei Haupttechniken: Für meine Gemälde verwende ich präzise geschnittene Schablonen, um schwarz-weiße Bilder zu schaffen, in denen die bewusste Verdopplung der Formen die Wahrnehmung des Betrachters beeinflusst. Für meine Wandmalereien nutze ich Projektionen, um die Hauptlinien zu zeichnen, bevor ich Farbe auftrage.
Meine italienischen Wurzeln bleiben stets in meiner Arbeit präsent.
Ich bin überzeugt, dass Kunst eine einzigartige Kraft besitzt – sie kann uns verbinden, unsere Gewissheiten erschüttern und Gefühle ausdrücken, die Worte oft nicht erreichen.
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